Lehrstück Lindberghflug

Mit Der Lindberghflug und dem Badener Lehrstück vom Einverständnis hat Bertolt Brecht mit Kurt Weill und Paul Hindemith vor knapp 100 Jahren die aktive Beteiligung des Publikums am Kunstwerk gefordert – als kollektive Produktion.
Das zerstreute Publikum sollte die Rolle des Ozeanfliegers Charles Lindbergh zur Musik aus dem Radio singen und als Chor mit der Bühne interagieren. Diese Partizipation wurde jedoch schon bei der gemeinsamen Uraufführung der Stücke nicht umgesetzt – dabei blieb es bis heute.
Gerade in der Spannung zwischen der Hoffnung auf gesellschaftliche Emanzipation durch Technik im Lindberghflug und dem Schrecken der Gewalt der Moderne im Badener Lehrstück liegt aber eine Aktualität, wie sie nicht zuletzt in Klimakrise und Flüchtlingspolitik täglich vor Augen geführt wird. Aktualisiert heißt das: das Flugzeug vermag zwar, das Meer zu überqueren, aber die Flüchtlinge ertrinken, weil der Mensch nicht dem Menschen hilft. Deshalb sollte Brechts Publikum nicht nur Zuschauer:in sein, sondern selbst tätig werden: „Hier ist der Apparat, steig ein!“
Als Teil eines Brechtschen Apparats erkundeen die Zuschauer:innen die historische und aktuelle Performativität dieser Fragen.


Mit (Musik und Performance): Ariane Andereggen, Peta Devlin, Ted Gaier, Hauke Heumann, Ruth May, Toyin Spain, Silvana Suarez und Hans Unstern
In-ear-Voice: Mareike Hein
Bühne: Geelke Gaycken
Typographie Booklet: Till Gathmann
Photographie: Anja Beutler
Lehrstück Lindberghflug ist eine Produktion von LIGNA und Kampnagel. Gefördert durch die Konzeptionsförderung der Kulturbehörde Hamburg.