Anormalisierung des Alltagslebens

Wenig scheint normaler als der Alltag in den Konsumzonen der Innenstädte. Passanten bummeln durch die Straßen, Konsumenten kaufen Waren, Bettler erbitten ein Almosen. Ein Schauspiel ohne Regisseur und Zuschauer vor der Kulisse Glück verheißender Schaufenster. In der Konsumzone sind die Gesten und Bewegungen konform. Für ihre Normalität müssen weder Zwang noch Kontrolle ausgeübt werden.
Wie aber entsteht diese Normalität? In der zerstreuten Wiederholung im¬mer gleicher Gesten, die sorgfältig eingeübt werden müssen: Flanieren, am Schaufenster stehen bleiben, ein Geschäft betreten, mit einer Tragetasche wieder herauskommen, weiter flanieren. Selbst vereinzelte Abweichungungen vom konformen Verhalten erscheinen als bestätigende Ausnahmen von der Regel.
Was aber passiert, wenn die zerstreute Wiederholung des immer Gleichen durch eine andere Zerstreuung ersetzt wird? Was passiert, wenn andere, anormale Gesten und Bewegungen zur Regel werden? Wenn eine neue, unkontrollierbare Situation das Alltagsleben in der Konsumzone anomalisiert?

Wenn die Leute nicht mehr ihre Alltäglichkeit leben können, beginnt eine Revolution.
Henri Lefebvre


Regie: LIGNA

Eine Produktion für REpublicACTION/Theaterformen (Hannover).