Normierte Räume – abweichende Gesten

Die Geste ist eine merkwürdige körperliche Artikulation. Für sie gibt es weder eine „zufriedenstellende kausale Erklärung“, noch folgt sie einem Zweck: In der Geste erscheint das „im-Medium-sein“ (Giorgio Agamben) des Menschen selbst, das den politischen Raum bildet, der heute nahezu verschüttet ist.
Seit dem 19. Jahrhundert werden Bewegungsabläufe beobachtet, analysiert und für die Rationalisierung von Arbeitsvorgängen beschleunigt. Die damit einhergehende Veränderung der Gesten bleibt aber nicht auf die Fabriken beschränkt. Der reibungslose Ablauf wird auch auf die Sphäre der Konsumtion ausgedehnt, die Fußgängerzonen und öffentlichen Räume der Innenstädte produzieren ebenfalls ein vollständig normiertes und eingeschränktes Set bestimmter Gesten.
Jede andere Geste wird in diesem Zusammenhang politisch. Sie bestätigt das herrschende Regime der Gesten oder weicht von diesem ab.


Mit: Edith Adam und Ben-Daniel Joehnk
Regie: LIGNA
Eine Produktion im Rahmen von Eine Frage (nach) der Geste. Hochschule für Grafik und Buchkunst (Leipzig).